1999 - DIE MUELLSCHLUCKERIN - 2000
Maenner definieren sich ueber die Kontrolle der Frauen . Sie bremsen sie staendig aus . Dabei ist ihnen nicht klar , dass sie alles zu verlieren haben . Ohne Frauen . Wie der taegliche Muell werden sie auslaufen . Seelenlos zerknuellt in einem dunklen Loch entsorgt .
Der eine Grossvater wollte nun endlich einen Buben . Das froehliche Lachen auf dem Gesicht seiner gebaerenden Frau erstarb . Ihr Leben erlosch . Tochtereins musste ohne Ende schuften . Tochterzwei wurde zum gottgleichen Buben verdammt . Bis des einen Grossvaters geistiges und koerperliches Gelaehmtsein das eigene Unrecht und ihn selbst bestatteten .
Der andere Grossvater liebte . Eine Frau . Nur fuer sich . Ihre gemeinsamen drei Buben jedoch nicht . Da ging er an eine andere verloren . Die Buben wurden des anderen Grossvaters Ersatz . Und der Aelteste der Mutter ganzer Schatz .
Die schuftende Tochtereins und der ganze Schatz bekamen als Aeltesten einen von der Mutter verwoehnten Fratz . Und dann Zwillinge . Vollkommene Teilung gewoehnt . Wie der Vater jede Ungerechtigkeit verhoehnt . Er verstarb . Der Sohn wurde Braeutigam . Die Toechter Frauen .
Als sie den einsamen Kampf um ihre Gesundkeit gaenzlich verloren hatte, brach ich in langsamen Schritten die von den Vorfahren verschattete Welt der Kindheit und Jugend hinter mir ab . Unser Doppelgaengersyndrom auch .
Bisher ohne Notwendigkeit , schaue ich jetzt mit weit geoeffneten Augen in den Spiegel . Ich hatte damit wirklich Probleme . Fast ein halbes Jahrhundert lang ist jede von uns der Spiegel fuer die andere gewesen . Das bemerke ich erst jetzt .
Ueber das unerwartete Eindringen der Toten in mein Leben bin ich genauso erschrocken wie ueber die sich ploetzlich haeufenden negativen Nachrichten . Bewegungslos im inneren Schmerz verharrend , im Aeusseren erstarrt , lasse ich unsere Zwillingswelt in mir ganz erschallen , widerhallen und - irgendwann - verhallen.
Die ersehnte Stille tritt ein . Ich bekomme Luft . Zum Atmen . Bloss keine Unliebsamkeiten mehr , die mein schwer zu erringendes inneres Gleichgewicht ins Wanken bringen . Genug der Leiden . Der Zustaendigkeiten .
Die Faehigkeit dazu ist doch endlich .
"Fuelle das Alter mit Leben , nicht das Leben mit Alter " , sagt der Philosoph .
Wie funktioniert das ?
Einfach die Ideale nicht mehr in bestuerzend beschaemenden Erfahrungen ausbrennen lassen . Sonst gewinnen die Fantasielosen . Die mit dem fehlenden Unrechtbewusstsein fuer die Menschen . Die euer Bestes wollen . Es sich nehmen . Damit verschwinden .
Was wissen sie ueberhaupt von unseren Erlebniswelten ?
Nichts .
Kein Interesse . Keine Offenheit . Nie Ruhe . Nie Zeit . Schamloses Zurverfuegungstehen fordern sie . Fuer sich . Und Rechtlosigkeit . Fuer euch. Das ist ihnen wichtig . Nur das .
" O vita vitalis , dulcis et amabilis , semper memorabilis " .
Wenn ich die Verfuegbarkeit streiche . Aus meinem Leben . Die Rechtlosigkeit auch . Was ich sofort mache .
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